05. VORHANDENER ENTWURF MIT EINBLICK / 2011 / 7D****/ 2.0

Ein Bauherr kontaktierte ein Holzbauunternehmen, um für den selbstentwickelten und gezeichneten Entwurf einen Genehmigungsplan erstellen zu lassen. In der Folge sollte der Plan mit diesem Unternehmen auch rasch realisiert werden. Der Holzbauer kontaktierte mich, zeigte mir den Plan, damit ich mit diesen Vorgaben einen Genehmigungsplan erstelle. Ich meinte, dass die Lösung weder wirtschaftlich, funktionell noch ästhetisch sei. Der Holzbauer (der gute Geist aus Story 04) bestätigte das und meinte, ich sollte mit den beiden Auftraggebern reden.
Bei einem ersten persönlichen Gespräch wurde mir der Entwurf von den Bauherren nochmal vorgelegt und argumentiert. Es gibt keine andere Variante, da sie mehr als eineinhalb Jahre diese Lösung entwickelt hatten. Bemerkung: „Nicht der Zeitraum bestimmt, ob man etwas gut macht oder ob etwas gut entwickelt ist. Qualität und Ergebnisse werden bestimmt durch die Weite des Raumes und die Breite der Wege, die genutzt werden.“ Es gab zuerst lediglich den Auftrag für die Beurteilung und Optimierung des Innenraumes, um dann eine rasche Genehmigungsplanung erstellen.
Daraufhin gab ich meine Meinung ab: Der Innenraum war „ver-eckt“, mit vielen Gangflächen und kleinen Räumen. Einbezug von Tageslichteinfall, Blickachsen und praktische Funktionen waren nicht zu erkennen. Ein Büro war im Wohnzimmer integriert und hinsichtlich energetischer Aspekte und Alltagsfunktion von mir nicht empfohlen. Die Außengestaltung des zweigeschossigen Entwurfes mit Pultdach entsprach keiner architektonischen Form. Dazu kam, dass es keinen Schutz vor verschiedenen Witterungseinflüssen wie Wind, Regen, Einsicht von außen oder schräges Sonnenlicht gab. Ich teilte den planenden Bauherrn mit, dass es wenig Sinn macht, den Entwurf stellenweise zu optimieren. Funktionelle, ästhetische und wirtschaftliche Aspekte waren die wichtigsten Themen für eine Neukonzeption. Die Bauherren meinten nochmals, sie hätten 1.5 Jahre geplant und es gäbe keine andere Möglichkeit. Ich meinte, es gibt auf jedem Bauort grundsätzlich sehr viele verschiedene Möglichkeiten. Wenn man reflektiert Varianten prüft, kommt man zu Lösungen ohne Kompromisse und mit langfristig erfüllten Anforderungen.
Bemerkung: Lange nach der Fertigstellung des Hauses teilte mir der Bauherr mit: Er hätte mich nach 20 Minuten fast rausgeworfen. Und ich teilte ihm dann mit: „Ich wäre nach 20 Minuten fast gegangen“. Wir hatten uns jedoch für konstruktive und erweiternde Informationen, Grundlagen und Wege entschieden.

Die Bauherren waren bereit, die Resonanzqualität zu ergründen. Nach der Ergründung der bewussten Werte, konnten die Bauherren nicht glauben, dass sie sich für diesen Plan eingesetzt hatten. Der alte Plan konnte endgültig zur Seite gelegt werden. Und so gingen wir weiter in Richtung eines neuen Entwurfs. Es wurde ein neues Funktions- und Raumprogramm ergründet und abgestimmt. Was wollen wir? Was brauchen wir? Was ist möglich? Schon das Raumprogramm und die Anforderungen waren folgend sehr verändert im Vergleich zum Konzept vom ersten Entwurf. Dann wurde der neue Entwurf beauftragt. Gestalterische Vorgaben gab es keine. Die Bauweise sollte Massivholzbauweise sein, welche ich auch immer wieder empfehle. Mehrere Konzeptvarianten wurden von mir erstellt. Aus diesen Varianten wählten die Bauherren eine passende Lösung. Diese war gänzlich anders, wirtschaftlicher und mit großzügigeren Räumen, als der erste Entwurf. (30 m² reduziert = ca. 50.000.- Euro weniger). Die Variante wurde über 3 Monate fertig entwickelt in dem die Grundrissfunktionen inkl. Einrichtungsvarianten abgestimmt wurden und eine passende Gestaltungsvariante gewählt wurde. Dann wurde auch die Genehmigungsplanung rasch erledigt. Die empfohlene weitere Begleitung für Realisierung wurde vom Bauherrn nicht in Anspruch genommen. Das Ergebnis ist ein funktioneller, ästhetischer und auf die Anforderungen abgestimmter Lebensraum. Die Bauherren leben nun zufrieden, mittlerweile mit ihren zwei Kindern, in ihrem Haus.
Der Bauherr sagte mir lange nach Fertigstellung was er ändern würde: „Ich würde die Baubegleitung durch den Architekten in der Bauphase in Anspruch nehmen. Vor allem hinsichtlich persönlicher Entlastung und Konsequenz für Details und Gesamtheit“. Bemerkung von mir: Dass eine Baubegleitung Kosten reduziert und Qualität steigert oder bewahrt, ist oft noch nicht im Blick. „Reflektierte Grundlagen und Varianten ergeben optimierte und langfristige Lösungen.“

Feedback Bauherr lange nach der Realisierung: „Tradition und Moderne, Offenheit und Heimeligkeit, klare Linien und eleganter Schwung, Licht und Schatten, Form und Farbe. All diese Attribute in einem Haus zu vereinen, das war unser Ziel und Markus hat es für uns zusammengefügt und zu Papier gebracht. Funktionalität und Gemütlichkeit kommen dazu und so haben wir eine Wohlfühloase geschaffen und freuen uns jeden Tag auf das Ankommen im neuen Heim“. Danke Günther und Karin