24 auf 1




24 auf 1  – Eine Erfolgsgeschichte aufgrund einer wahren Begebenheit
(Erste Schritte mit 7D – 2003)

An einem der nächsten Abende tauchte Sam bei einer Veranstaltung in Max’ Atelier auf. Zwischen Möbeln, Modellen und leisen Gesprächen sprang der Funke schnell über; sie sprachen über Sport, Lebensraum und Design, als hätten sie das Thema verabredet. Sam war Profisportler, eben in den A-Kader aufgestiegen, doch in der Elite blieb die Tür nach oben noch zu – über Platz 24 war er bisher nicht hinausgekommen. Er suchte Veränderung in seinem Lebensraum und wollte seine Erfolge steigern.

Sie vereinbarten einen Termin bei ihm zu Hause. Als Max das Ambiente von Sams Wohnung betrat, wusste er nach wenigen Schritten: Hier ließe sich nichts Wesentliches „zurechtoptimieren“. Die Räume waren zu kompakt, die Qualitäten zu begrenzt; es fehlte an Weite, an Atem, an Natur, an einem Ort zum Ankommen. Wenn Sam die Qualität seines Wohnens wirklich heben und damit auch seine sportliche Linie tragen wollte, brauchte es keinen neuen Anstrich – sondern einen neuen Lebensraum.

Nachdem sich Sam auf die Suche gemacht hatte, zeigten sich sofort Optionen:
eine beinahe identische Wohnung am Land, jedoch ohne Garten;
eine Stadtwohnung mit Dachterrasse;
und eine Variante am Stadtrand mit Gartennutzung.
Sam entschied sich für die dritte Möglichkeit.

Nun galt es, die Kleinwohnung einzurichten. Möbel von der Stange – oder doch etwas Eigenes? Sam zögerte. Max lächelte und sagte leise: „Jede Investition, die vom Herzen kommt, kommt siebenfach zurück.“ Nicht als Versprechen, eher als Richtung. Sam entschied sich für individuelles Design von Max, für Bett, Tisch und Kasten.  




Max fertigte die Stücke selbst. Bei einem Besuch in der Werkstatt brachte Sam seine Skischuhe mit. „Kannst du sie anpassen?“ – Er brauchte mehr Halt in der Bindung und anderseits mehr Schräglage. Für Max war das eine neue Aufgabe, präzise wie ein feiner Schliff an einer Kante.

In der Zwischenzeit von Wohnraumsuche bis Fertigstellung der Möbel streiften sie gemeinsam durch die Natur. Sie suchten die Innsichten und bauten am Fluss Steintürme, schlicht und konzentriert – kleine Marker für Zentrierung, Naturverbindung und Moment.

Bald darauf wurden die Möbel geliefert. Farben kamen an die Wände. Bilder setzten Akzente. Aus der kompakten Wohnung wurde ein Raum mit Naturverbindung. Ein Ort zum Ankommen und Relaxen. Wohnen und Regeneration trugen sich gegenseitig.

Als alles für den neuen Lebensraum geschafft war, stand die Skisaison kurz bevor.
Sam und Max saßen an einem sonnigen Herbsttag in der Altstadt. Sam hing wieder in der Kritik fest, an den siegreichen Teamkollegen. Max merkte, wie Sam der Fokus auf den eigenen Weg immer wieder entglitt.

Kurz entschlossen schlug Max den nahegelegenen Park vor. „Natur und Fokus.“ Nach kurzem Widerstand stand Sam auf und ging mit.

Schon von weitem zeichneten sich hinter einer Mauer die Kronen mächtiger Bäume ab, hell im Herbstlicht. Kurz nach dem Tor blieb Max stehen und führte Sam zu zwei großen Platanen. Er hoffte, Sam würde innehalten, einen der Bäume bemerken, Verbindung aufnehmen. Doch zunächst geschah nichts.

Da fragte Max leise: „Sam, wo ist dein Baum?“

 

Sam drehte sich um neunzig Grad und zeigte auf eine schattige Föhrengruppe in der sein Baum stand. Max war überrascht – und doch wurde ihm in diesem Moment vieles klar: über die Teamsituation, über Rollenbilder, über die Logik der „Sieger“, „Verlierer“ und Gruppen.

Sie traten zwischen die Stämme der Baumgruppe. Harzduft hing in der Luft. Nadeln dämpften die Schritte.  Sam richtete sich auf. Er suchte sich seine Föhre, legte den Rücken an die rissige Borke und schloss die Augen. Er fand sofort Verbindung. Nicht nur zum Baum, auch zur Gruppe. „Gut“, murmelte er, fast stolz, als hätte er eine Aufgabe abgehakt. Er wandte sich schon halb zum Gehen.

Da fragte Max leise: „Und der Baum deines Teamkollegen, der reihenweise gewinnt – wo steht der?“

Der Satz blieb zwischen ihnen wie ein Faden in der Luft. Sam hielt inne. Sein Blick glitt aus dem Schatten der Föhren hinaus ins offene Herbstlicht, dorthin, wo die breiten Kronen der Platanen glänzten. Die Föhren wirkten plötzlich wie ein schützendes Dach – dicht, gesammelt, vertraut. Jenseits der Baumgruppe lag Weite und Sonne. Sam atmete ein, als müsste er erst lernen, in dieser Weite zu stehen.

Entdeckungsfreudig blickte er in die Weite. Dann fielen ihm die beiden Platanen auf. Es dauerte nicht lange, da setzte er sich in Bewegung. In Richtung der beiden sonnenbeschienen Bäume.



Kurz davor blieb er stehen. Er reichte einem der Bäume die Hand hin und trat näher. Die Hand an den Stamm, ein Rundgang, ein leiser Atem. Schließlich lehnte er den Rücken an die glatte Rinde. Es gab nichts mehr zu sagen; die Zeit stand still.

Sam und der Baum schienen zu leuchten. Als er sich löste, wirkte er wach und vital. Er wollte schon wieder heimgehen. In dem Gefühl, sich mit dem Siegerbaum versöhnt zu haben und nun mit Erfolg zurückkehren zu können.

Max hielt ihn noch einmal zurück. „Bevor du gehst: Finde deinen Weg. Und deinen Baum.“

Ein kurzer Widerstand huschte über Sams Gesicht, dann nickte er und machte sich auf.

Kurz darauf folgte Max seiner eigenen Eingebung, quer über Kies und Rasen, zu dem Baum, der ihn rief. Als er dort ankam, sah er Sam unweit stehen. An einem großen, sonnenbeschienenen Baum. Die Hände am Stamm, als wäre er eins mit der hellen Krone.



Nachdem sich beide von ihren Bäumen gelöst hatten, gingen sie zufrieden, mit einem leisen Gefühl von Erfolg, zurück zum Tor des Parks. Dort verabschiedeten sie sich. Kurz darauf flog Sam nach Amerika zu den ersten Rennen der Saison.


Nicht lange danach kam Max nach Hause und schaltete den Fernseher ein. Zufällig stand Sam gerade im Starthaus. Der Start war kraftvoll, die Fahrt leicht: Er schwebte über die Piste, eins mit der Linie, mit der Landschaft. Schon die Art, wie er fuhr, war ein Sieg. Am Ende war es sein erster Sieg, und er ließ die Seriensieger hinter sich.

      
Max gratulierte per Nachricht; wenig später telefonierten sie. Sam lachte: Die Investition in die Möbel sei mehr als siebenfach zurückgekommen. Es ging dabei nicht ums Geld, sondern um das „Wie“. Wie Sam über die Piste ging. Wie der Weg plötzlich trug.

 

Buch mit 120 Seiten erscheint März 2026